Agraraussenhandel der Schweiz
Der landwirtschaftliche Aussenhandel der Schweiz erreichte im Jahr 2022 einen neuen Höchstwert. Im Jahr 2022 exportierte die Schweiz landwirtschaftliche Produkte im Wert von 10,8 Milliarden Franken, was 4 Prozent ihrer Gesamtexporte entspricht.1 Im selben Jahr beliefen sich die Agrarimporte auf 15,1 Milliarden Franken oder 6 Prozent der Gesamtimporte. Die Handelsbilanz verschlechterte sich 2022 gegenüber 2021 um 30 Prozent, da die Importe stärker zulegten als die Exporte.
1Konjunkturelles Total, das heisst ohne Handel mit Gold, übrigen Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten.
Aussenhandel auf Rekordhoch
Im Jahr 2022 nahmen sowohl die Exporte als auch die Importe zu. Für beide Handelsrichtungen wurden neue Höchstwerte ausgewiesen. Die Agrarexporte beliefen sich auf 10,79 Milliarden Franken, was einer Differenz von 4,27 Milliarden Franken gegenüber den Importen (15,06 Mrd. Fr.) entspricht. Damit verschlechterte sich die Agrarhandelsbilanz 2022 im Vergleich zu 2021 um 28 Prozent. Grund dafür ist der Anstieg der Importe um 8,1 Prozent, der höher war als der Anstieg der Exporte (+1,8 %). Die Agrarhandelsbilanz liegt damit im Durchschnittsbereich der Jahre 2000–2004.
Der Anstieg der Exporte (+187 Mio. Fr.) im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr ist insbesondere auf Schokolade (+68 Mio. Fr.) und Zubereitungen auf der Grundlage von Getreide (+51 Mio. Fr.) zurückzuführen. Das Wachstum in diesen Bereichen ist höher als der Rückgang der Exporte, der sich bei den Milchprodukten (-34 Mio. Fr.) und Getränken (-52 Mio. Fr.) ergab.
Deutlich stärker zugenommen haben die Importe (+1,127 Mrd. Fr.). Dies ist zusammen mit derjenigen von 2021 die höchste Zunahme seit 2008. Besonders stark zugelegt haben Kaffee (+333 Mio. Fr.) und Getreide (+171 Mio. Fr.). Die Einfuhr- und Ausfuhrzahlen entstammen der schweizerischen Aussenhandelsstatistik (AHST), die hier einsehbar ist. In dieser Statistik wird der grenzübergreifende Einkaufstourismus nicht berücksichtigt.
Zwei Drittel des Schweizer Aussenhandels finden mit der EU statt
Die EU27 ist nach wie vor die wichtigste Agrarhandelspartnerin der Schweiz. 2022 betrug der Anteil der Importe aus der EU 72 Prozent, derjenige der Exporte in die EU 50 Prozent. Der Gesamthandel (Import + Export) mit der EU machte 63 Prozent aus.
Agrarhandel 2022 mit und ohne Europäische Union (EU)
Partner/in | Import | Export | Export - Import | Import + Export |
in Mio. Fr. | in Mio. Fr. | in Mio. Fr. | in Mio. Fr. | |
EU | 10 888 | 5 349 | -5 540 | 16 237 |
Nicht EU | 4 171 | 5 438 | 1 267 | 9 609 |
Total | 15 059 | 10 787 | -4 272 | 25 847 |
Quelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG)
Besonders hoch waren die Importe von Rotwein in Flaschen (719 Mio. Fr.). Auf der Exportseite fiel vor allem das Geschäft mit geröstetem Kaffee stark ins Gewicht (1,4 Mrd. Fr.). Deutschland, Frankreich und Italien allein machen zusammen 63 Prozent des Handels mit der EU aus. Die Agrarhandelsbilanz der Schweiz mit diesen Ländern ist (wie mit der EU insgesamt) negativ. Für die Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich und Kanada besteht eine positive Handelsbilanz von über 370 Millionen Franken.
Kaffee, Tabak, pflanzliche Extrakte und Getränke machen gut ein Drittel des Agraraussenhandels aus
39 Prozent des landwirtschaftlichen Aussenhandels im Jahr 2022 (Import + Export) entfallen auf Kaffee, Tabak, Pflanzenextrakte (Kapitel 9, 13 und 24 des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und Codierung der Waren) und Getränke (Kapitel 22).
Der Handelsbilanzüberschuss fällt bei Kaffee, Tabak und Pflanzenextrakten (Kapitel 9, 13 und 24) mit 2,1 Milliarden Franken besonders hoch aus. Im Gegensatz dazu weisen Milchprodukte, Eier und Honig (Kapitel 4) einen 131-mal geringeren Exportüberschuss auf (16 Mio. Fr.). Dieser Überschuss ist auch geringer als derjenige bei den Lebensmittelzubereitungen, darunter Schokolade (Kap. 18 und 21) (313 Mio. Fr.) und Riechstoffe (Kap. 33) (157 Mio. Fr.). Besonders negativ ist die Handelsbilanz demgegenüber bei Obst, Gemüse und lebenden Pflanzen (Kapitel 6, 7, 8 und 20; -3,3 Mrd. Fr.), bei Getreide- und Getreideprodukten (Kapitel 10, 11, 19; -836 Mio. Fr.) sowie bei Fleisch und Fleischprodukten (Kapitel 2, 16; -795 Mio. Fr.).
Veredelungsverkehr
Der Veredelungsverkehr ist ein wesentlicher Bestandteil des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz.
Der aktive Veredelungsverkehr umfasst die vorübergehende Einfuhr von ausländischen Waren zur Be- oder Verarbeitung in der Schweiz und ihre anschliessende Wiederausfuhr. Im Jahr 2022 importierte die Schweiz im Rahmen des regulären aktiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Produkte im Wert von 250 Millionen Franken, was 2 Prozent der gesamten Schweizer Agrarimporte (15,1 Mrd. Fr.) entspricht. Dies sind 60 Prozent mehr als im Jahr 2002. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Fette und Öle, Rindfleisch ohne Knochen für die Herstellung von Bündnerfleisch, Zucker (ausgenommen Saccharose), Butter und andere Milchfette sowie Molke. Im selben Jahr re-exportierte die Schweiz im Rahmen dieser Art von Veredelungsverkehr Agrarprodukte im Wert von 2,54 Milliarden Franken, was 24 Prozent ihrer gesamten Agrarexporte (10,8 Mrd. Fr.) entspricht. Dies sind 126 Prozent mehr als im Jahr 2002. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Limonade, Zubereitungen für die Ernährung von Kindern, Schokolade, Zigaretten, Riechstoffe, gefüllte Teigwaren und getrocknetes Rindfleisch. Zu diesen Handelszahlen des regulären aktiven Veredelungsverkehrs kommen noch diejenigen des besonderen Verfahrens hinzu.
Der passive Veredelungsverkehr umfasst die Be- oder Verarbeitung von Waren inländischen Ursprungs ausserhalb der Schweiz und ihre anschliessende Wiedereinfuhr. Diese Warenströme fallen weniger ins Gewicht als die des aktiven Veredelungsverkehrs. Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Exporte in der Höhe von 41 Millionen Franken abgewickelt; dies entspricht 0,4 Prozent der gesamten Agrarexporte der Schweiz. Dies sind 124 Prozent mehr als im Jahr 2002. Die wichtigsten betroffenen Produkte sind Weizenmehl, Rind-, Geflügel- und Schweinefleisch, Milchrahm, Kartoffeln und Hartweizengriess. Die Wiedereinfuhren 2022 im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs beliefen sich auf 74 Millionen Franken, was 0,5 Prozent der gesamten schweizerischen Agrareinfuhren entspricht. Dies entspricht einem Anstieg von 194 Prozent gegenüber 2002. Der grösste Anteil entfiel dabei auf Backwaren, Milchrahm, Kartoffeln in Form von Chips oder Pommes frites, Fleischzubereitungen und -konserven sowie Teigwaren.
Importe und Zollansätze
Im Jahr 2022 wurden 50 Prozent der Schweizer Agrarimporte zollfrei eingeführt, dies in erster Linie auf Basis des Präferenzzollansatzes gegenüber der EU, des Nullzollansatzes gegenüber sämtlichen WTO-Mitgliedern oder im Rahmen von Zollerleichterungen für besondere Verwendungszwecke von Importware. Des Weiteren wurde die Zollfreiheit im Rahmen von Freihandelsabkommen mit Drittländern, zugunsten von Entwicklungsländern und für den Veredelungsverkehr gewährt. Der gewichtete durchschnittliche Bruttozollansatz belief sich für die Gesamtheit der importierten Agrarprodukte auf 5 Prozent des Importwerts. Dieser relativ tiefe Durchschnittsansatz erklärt sich unter anderem dadurch, dass Waren auch zum Kontingentszollansatz, der definitionsgemäss niedriger ist als der Ausserkontingentszollansatz, eingeführt werden können.
Importe und Bruttozollansätze im Jahr 2022 für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse
Zolltyp | Importwert | Bruttozollansätze | |
in Mio. Fr. | in Mio. Fr. | % | |
(a) | (b) | (c) | (d) = (c) / (b) |
Normaler Zollansatz | 5 823 | 535 | 9% |
Reduzierter Zollansatz | 1 733 | 158 | 9% |
Zollfrei | 7 503 | 0 | 0% |
Total | 15 059 | 692 | 5% |
Quelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG)
Agraraussenhandel: Die landwirtschaftlichen Tariflinien entsprechen denjenigen, die mit der WTO vereinbart wurden. Alle Kapitel ab Kapitel 25 des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und Codierung der Waren umfassen sowohl landwirtschaftliche Erzeugnisse als auch Industrieprodukte. Davon wurden ausschliesslich die landwirtschaftlichen Produkte berücksichtigt.
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