Gesamtrechnung
Die Schweizer Landwirtschaft dürfte 2023 eine Bruttowertschöpfung von 4,5 Milliarden Franken generieren, was gemessen am Vorjahr einem Anstieg von 4,2 Prozent entspricht. Aufgrund der ebenfalls gestiegenen Kosten für Abschreibungen und Löhne hat das sektorale Einkommen der Schweizer Landwirtschaft um 0,6 Prozent zugenommen.
Gemäss ersten Schätzungen geht das Bundesamt für Statistik davon aus, dass sich die Gesamtproduktion der Schweizer Landwirtschaft im Jahr 2023 auf nahezu 11,9 Milliarden Franken belaufen wird, was einem Anstieg von 2 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Die Ausgaben für Vorleistungen (Futtermittel, Energie, Dünger, Unterhalt und Reparaturen usw.) betragen 7,4 Milliarden Franken und sind damit 0,8 Prozent höher als im Vorjahr.
Die Bruttowertschöpfung, die sich aus der Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen ergibt, erreicht 4,5 Milliarden Franken und somit 4,2 Prozent mehr als 2022. Teuerungsbereinigt verringert sich die Bruttowertschöpfung jedoch um 1 Prozent. Bei einem geschätzten Rückgang des Arbeitsvolumens um 0,8 Prozentbleibt die Arbeitsproduktivität vergleichbar mit 2022 (-0,2 %), liegt aber 35 Prozent höher als im Jahr 2000.
Trübes und trockenes Wetter hat unterschiedliche Auswirkungen auf den Pflanzenbau
Der Produktionswert des Pflanzenbaus steigt gegenüber 2022 um 5,3 Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Franken. Die reiche Heuernte beeinflusst das Ergebnis im Jahr 2023 massgeblich. Bei den Futterpflanzen, von denen ein Teil für das Folgejahr eingelagert wird, kann der Produktionswert um 36 Prozent gesteigert werden. Im Weinbau wird zum zweiten Mal in Folge mit einer guten Ernte gerechnet, wodurch der Produktionswert von Wein und Trauben gegenüber 2022 um 8,5 Prozent ansteigen dürfte. Dagegen dürfte die Getreideproduktion gegenüber dem Vorjahr um 5,9 Prozent zurückgehen. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich bei den Handelsgewächsen ab (-6,3 %): Mehr Anbauflächen und höhere Preise für Zuckerrüben können den Preisrückgang bei Ölsaaten nicht ausgleichen. Auch bei Obst (-9,3 %), Gemüse (-3,1 %) und Kartoffeln (-5,4 %) wirken sich die Witterungsbedingungen negativ aus.
Die tierische Produktion hält sich auf dem Vorjahresniveau
Die tierische Produktion bleibt mit geschätzten 6 Milliarden Franken auf vergleichbarem Niveau wie 2022 (-0,2 %). Der Produktionswert der Milch steigt auf über 2,8 Milliarden Franken (+1 %), dies bei einer rückläufigen Produktionsmenge (-1,1 %) und einem höheren Durchschnittspreis (+2,1 %). Damit setzt sich der seit 2016 anhaltende Anstieg des Produktionswertes der Milch fort. Nach zwei rückläufigen Jahren steigt der Produktionswert der Schweine gegenüber 2022 um 2,3 Prozent auf knapp 0,8 Milliarden Franken. Aufgrund der leicht rückläufigen Produktionsmenge (-1,2 %) steigen die Preise (+3,5 %). Das seit 2006 ununterbrochene Wachstum der Geflügelproduktion kommt 2023 hingegen zum Stillstand; gegenüber 2022 ist ein leichter Rückgang um 1,1 Prozent zu verzeichnen. Mit knapp 1,6 Milliarden Franken sinkt der Produktionswert von Rindvieh gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent, was insbesondere auf den tieferen Durchschnittspreis für Rindvieh (-3,2 %) zurückzuführen ist. Die Produktionsmenge hat sich kaum verändert.
Staatsbeiträge als wichtiger Einkommensbestandteil
Die schrittweise Öffnung der Agrarmärkte ab den 1990er Jahren führte vor 30 Jahren zur Einführung von Direktzahlungen. Diese machen heute den Hauptteil der Bundesbeiträge an die Landwirtschaft aus. Nach den ersten Schätzungen nehmen die Beiträge von Bund und Kantonen gegenüber 2022 um 0,7 Prozent zu. Mit 3 Milliarden Franken machen sie 2023 rund 20 Prozent der Einnahmen der Schweizer Landwirtschaft aus und bilden damit einen wichtigen Bestandteil des Einkommens im Agrarsektor.
Die Teuerung trifft die Produktionskosten unterschiedlich stark
Im Jahr 2023 steigen die Produktionskosten (Vorleistungen, Abschreibungen, Löhne, Pachten, Schuldzinsen und Produktionsabgaben) gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent. Bereits im Jahr 2022 waren sie stark angestiegen. Die Vorleistungen (7,4 Mrd. Fr., +0,8 %) steigen weniger stark als im Vorjahr (2021/22: +5,2 %). Während die Preise für Strom und Dienstleistungen steigen, sinken die Ausgaben für fossile Brennstoffe und Düngemittel nach der Preisexplosion im Jahr 2022 wieder. Da sich die Versorgung mit betriebseigenem Raufutter verbessert, dürften die Ausgaben für zugekaufte Futtermittel 2023 sinken. Die deutlich höheren Abschreibungen (2,4 Mrd. Fr., +5,7 %) sind in erster Linie auf die gestiegenen Preise für Investitionsgüter (Gebäude, Maschinen usw.) zurückzuführen. Das Arbeitnehmerentgelt (1,5 Mrd. Fr., +3,4 %) wird höher geschätzt als 2022, da sowohl die Löhne als auch das Volumen der bezahlten Arbeit zunehmen.
Das sektorale Einkommen der Schweizer Landwirtschaft stagniert
Im Jahr 2023 nehmen die Einnahmen (Produktionswert, Staatsbeiträge und Passivzinsen) um 1,7 Prozent auf 14,9 Milliarden Franken zu. Die Ausgaben (Vorleistungen, Abschreibungen, Löhne, Pachten, Schuldzinsen und Produktionsabgaben) nehmen um 2,0 % auf 12,1 Milliarden Franken zu. Der Saldo, d.h. das Nettounternehmenseinkommen der Schweizer Landwirtschaft (sektorales Einkommen), wird für das Jahr 2023 auf 2,8 Milliarden Franken geschätzt, wenig höher als 2022 (+17 Mio. Fr., +0,6 %).
Hauptergebnisse der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung, zu laufenden Preisen, in 1000 Franken
2020 | 20211 | 20212 | 20233 | Differenz 2022–2023 | Differenz 2022–2023 in % | |
Produktionswert zu Herstellungspreisen | 11 433 864 | 11 198 702 | 11 648 785 | 11 884 656 | 235 870 | 2,0% |
- Vorleistungen | 6 959 484 | 6 976 080 | 7 341 359 | 7 397 037 | 55 679 | 0,8% |
Bruttowertschöpfung | 4 474 380 | 4 222 623 | 4 307 427 | 4 487 619 | 180 192 | 4,2% |
- Abschreibungen | 2 057 911 | 2 070 197 | 2 235 500 | 2 361 823 | 126 323 | 5,7% |
Nettowertschöpfung | 2 416 469 | 2 152 425 | 2 071 927 | 2 125 796 | 53 868 | 2,6% |
- sonstige Produktionsabgaben | 68 873 | 72 445 | 74 769 | 79 084 | 4 316 | 5,8% |
+ sonstige Subventionen | 2 973 014 | 2 964 005 | 2 975 225 | 2 994 665 | 19 440 | 0,7% |
Faktoreinkommen | 5 255 805 | 4 957 665 | 4 878 042 | 4 951 198 | 73 156 | 1,5% |
- Arbeitnehmerentgelt | 1 342 406 | 1 370 203 | 1 426 890 | 1 474 821 | 47 932 | 3,4% |
Nettobetriebsüberschuss / Netto Selbständigeneinkommen | 3 913 399 | 3 587 462 | 3 451 153 | 3 476 377 | 25 224 | 0,7% |
- Gezahlte Pachten | 513 603 | 516 364 | 518 021 | 519 125 | 1 105 | 0,2% |
- Gezahlte Zinsen | 155 589 | 154 458 | 165 274 | 173 064 | 7 789 | 4,7% |
+ Empfangene Zinsen | 8 276 | 7948 | 8 155 | 8 342 | 187 | 2,3% |
Nettounternehmenseinkommen (sektorales Einkommen)4 | 3 252 484 | 2 924 588 | 2 776 012 | 2 792 529 | 16 517 | 0,6% |
Die Zahlen werden auf- oder abgerundet, wodurch die Summe der Komponenten gegenüber der Totale oder Salden abweichen kann.
1 Halbdefinitiv
2 Provisorisch
3 Schätzung
4 wird in der Literatur und in der Eurostat-Methodik als Nettounternehmensgewinn bezeichnet
Quelle: BFS – Landwirtschaftliche Gesamtrechnung
Weitere Informationen zum Einkommen in der Schweizer Landwirtschaft (Tabellen, Daten, Publikationen): https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/wirtschaft-technik/betriebswirtschaft/zabh/einkommensstatistik.html
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung | Bundesamt für Statistik (admin.ch)
Mein Agrarbericht
Auswahl:
Stellen Sie sich Ihren eigenen Agrarbericht zusammen. Eine Übersicht aller Artikel finden Sie unter «Service».