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Eine standortangepasste Landwirtschaft nutzt die standortspezifischen agronomischen, ökonomischen und ökologischen Potenziale für die Lebensmittelproduktion unter Berücksichtigung der Tragfähigkeit der Ökosysteme. Erste Ergebnisse einer Studie von Agroscope und dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW zeigen, dass die potenziellen Ackerflächen in Zukunft in einer vergleichbaren räumlichen Ausdehnung wie heute zur Verfügung stehen könnten. Allerdings zeichnen sich räumliche Verschiebungen ab.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Flächenkonkurrenz ist es zentral, die Produktion von Lebensmitteln gegenüber der von Futtermitteln zu priorisieren, bzw. die so genannte feed-food-competition zu minimieren. Dieser Ansatz ist auch Bestandteil des Postulatberichts «Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik». So kann der Selbstversorgungsgrad bei wachsender Bevölkerung nur gehalten werden, wenn auf der Ackerfläche vorrangig Kulturen für die direkte menschlichen Ernährung angebaut werden.

Auch das Dauergrünland soll mit einer standortangepassten Nutzungsintensität für die Milch- und Fleischproduktion nachhaltig bewirtschaftet werden. Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL und Agroscope haben dazu eine Studie zu Indikatoren Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz veröffentlicht. Dieser Ansatz wird zurzeit im Ressourcenprojekt KlimaStaR getestet. Eine wichtige Frage bei der Beurteilung der Flächeneignung bzw. -konkurrenz ist die Beurteilung der vorhandenen Böden für Ackerkulturen.

Im Rahmen von explorativen Arbeiten untersuchen Agroscope und das Bundesamt für Landwirtschaft BLW zurzeit die Flächenpotentiale für eine standortangepasste Landwirtschaft in der Schweiz. Auf der Basis von national verfügbarem Kartenmaterial wird untersucht, welche Flächen für den Ackerbau geeignet sein könnten. Die potenziellen Ackerflächen werden hinsichtlich der Faktoren Hangneigung, Boden- und Klimaeignung, Erosionsgefahr und organische Böden eruiert.

Derzeit werden schweizweit 58% der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Naturwiese, 38% als Ackerland, 2% als Dauerkultur und 2% mit anderer Nutzung bewirtschaftet (Agrarbericht 2021). Das Ackerland wird heute zu einem erheblichen Anteil (rund 55%) für die Produktion von Futtermitteln genutzt (z.B. Kunstwiesen, Mais, Futtergetreide etc.). Nur auf rund 17 % der gesamten Schweizerischen landwirtschaftlichen Nutzfläche werden Nahrungsmittel für die direkte menschliche Ernährung angebaut.
 

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Auf rund 17 % der gesamten Schweizerischen landwirtschaftlichen Nutzfläche werden Nahrungsmittel für die direkte menschliche Ernährung angebaut. Foto: BLW


Erste Ergebnisse der laufenden Arbeiten von Agroscope und BLW zeigen, dass die potenziellen Ackerflächen auf nationaler Ebene in einer vergleichbaren räumlichen Ausdehnung wie heute zur Verfügung stehen könnten. Allerdings zeichnen sich räumliche Verschiebungen ab: So gibt es im Mittelland Standorte, die für den Ackerbau geeignet scheinen, heute jedoch als Grasland genutzt werden.

Die Studie analysiert auch, wie viel Gras schweizweit produziert wird und wie viele Raufutter verzehrende Tiere damit ernährt werden könnten. Dies wird auch für ein standortangepasstes Szenario untersucht, unter anderem durch die Priorisierung der Nahrungsmittelproduktion auf Ackerflächen und die daraus resultierende Reduktion der verfügbaren Futtermenge.

Die Studie liefert erste wichtige Erkenntnisse zu den Potenzialen und Grenzen der räumlichen Verteilung von Ackerflächen und Dauergrünland im Hinblick auf eine standortangepasstere Landwirtschaft. Die Qualität der Studienergebnisse hängt stark von der Qualität der Eingangsdaten ab.

In einem Folgeprojekt werden nun die ökologischen Auswirkungen eines solchen Wandels hin zu einer stärker standortangepassten Landwirtschaft vertieft untersucht. Dabei werden insbesondere Fruchtfolgen und Tierhaltungssysteme räumlich explizit betrachtet und mögliche Entwicklungspfade der Landbewirtschaftung und deren Auswirkungen auf die Umwelt modelliert. Die Ergebnisse sollen Grundlagen für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik im Bereich Umwelt und standortangepasste Landwirtschaft liefern.

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